Was in anderen Bereichen selbstverständlich scheint, gerät beim Schreiben manchmal in Vergessenheit: dass wir uns (zunächst und immer wieder) auf die Suche begeben müssen. Nach dem für uns richtigen Stoff oder Ton oder Genre. Nach den Geschichten, die darauf warten, von uns erzählt zu werden. Wer Lust auf Basketball hat, ist vielleicht für Weitsprung nicht zu gewinnen und wer sich begeistert in die Geheimnisse der Sushi-Zubereitung vertieft, mag unter Umständen keine Rouladen braten. Und genauso ist es beim Schreiben – nur, dass wir dabei oft erwarten, es müsse sich sofort eine Idee, eine Geschichte finden lassen, wenn wir nur endlich einmal das schöne Moleskine aufgeschlagen vor uns liegen haben.
Wichtig ist also zunächst, die Suche als ganz normalen, ja notwendigen Bestandteil des Schreibprozesses zu begreifen und sich auf Überraschungen gefasst zu machen: Lena war überzeugt, dass es sie zu Kinderbuchtexten hinzog, als sie in die Werkstatt kam – jetzt schreibt sie mit großer Begeisterung blutrünstige Gruselgeschichten. Wer selbst ausschließlich Krimis liest, sollte vielleicht den Wunsch, einen avantgardistischen „literarischen“ Roman zu schreiben nochmal überdenken.
Und was bedeutet das konkret? Weil es beim Schreiben oft paradox zugeht, können wir nach meiner Überzeugung nur schreibend herausfinden, welche Texte wir „eigentlich“ schreiben wollen. Wir müssen in einem (manchmal mühsamen) Verfahren von Versuch und Irrtum so viel ausprobieren, wie es nur möglich ist. Und wir sollten uns dabei gerade zu Beginn davon leiten lassen, wo wir schreibend Freude und Leichtigkeit finden. Ich habe auf diesem Blog eine ganze Reihe von Anregungen dazu formuliert und möchte hier gerne auf zwei meiner ersten Beiträge hinweisen: die Aufforderung, es sich so leicht wie möglich zu machen und damit verbunden den Vorschlag, die Figuren, die uns in den Sinn kommen in ordentliche Schwierigkeiten zu bringen. Das scheint mir noch immer ein guter Anfang zu sein …
Ja, Jutta, die Suche ist immer der erste Schritt. Bei allen meinen vergangenen Anleitungsbücher wusste ich von Beginn an, das Was und Wie. Nun sitze ich gerade über mein 5. Buch und es holpert. Ich mache mich locker, indem ich zeichne……. lg aus dem zu sonnigen Berlin Susanne
Liebe Susanne, nach meiner Erfahrung entspannt es viele Menschen, dass es auch bei Profis wie dir manchmal „holpert“. Kannst du schon das Thema deines neuen Buches verraten? Herzliche Grüße und ein gutes „Lockern“ 😉
Liebe Jutta, wir docktern gerade am Titel, mein Lektor und ich. Es wird soetwas wie „Farbig zeichnen“, oder „Die Farbe beim Zeichnen“ …
Mehr verrate ich, wenn ich mit mir und dem Buch im Reinen bin.
Liebe Grüße und danke für die guten Wünsche sendet dir Susanne
Ich finde ja achon deine anderen Bücher sehr ansprechend – dieses werde ich mir dann wohl kaufen „müssen“ … Viele Grüße!
Da freue ich mich, Jutta. Vielleicht magst du es bei mir bestellen, dann kann ich es signieren. Aber es dauert noch fast ein Jahr bis das Buch erscheinen wird.
Einen schönen Abend von Susanne
Liebe Susanne, das werde ich genau so machen und freue mich schon darauf! Dir.ein schönes Wochenende!
Ich kann Ihnen nur zustimmen. Als ich zu schreiben begonnen habe, war ich felsenfest davon überzeugt, dass ich gleich mit der Königskategorie, einem Roman, beginnen müsse. Somit habe ich mich mit Stift und Papier bewaffnet an einen Tisch gesetzt und eine Landkarte aufgestellt, die alle meine liebsten Romanwelten vereinen sollte. Zusätzlich habe ich meine eigenen Ideen in einem Fleck auf dem Papier wachsen lassen. Als ich zu schreiben beginnen wollte bemerkte ich jedoch bald, dass das nichts für mich war. So kam es, dass ich meiner eigenen Welt ein ganzes Blatt Papier bot und mich daraufhin prächtig entfaltete.
Danke für die Tipps und Denkanstöße,
Lettercastle
Ich freue mich wirklich sehr über Ihre freundliche Reaktion und über das Bild von einem Fleck, aus dem ein ganzes, gut gefülltes Blatt Papier wird – das gefällt mir ganz besonders! Herzliche Grüße aus Bremen!