(24) Stadt-Land-Tod oder Name-Beruf-Versteck

Ganz reale Schreibwerkstätten haben viele Vorteile gegenüber dem „jede/r schreibt für sich allein zu Hause“ und natürlich auch gegenüber dieser Virtuellen Werkstatt: Sobald mehrere Menschen an einem Tisch sitzen und schreiben entsteht eine Atmosphäre positiver Energie und Konzentration, die ansteckend ist. Manchmal ist es auch hilfreich, dass die Möglichkeiten zur „Flucht“ begrenzt sind. Wer gekommen ist, bleibt in aller Regel erstmal und hält Momente der Unzufriedenheit aus, die zu Hause zum Abbruch des  Schreibversuchs führen würden.

Oft lassen sich Teilnehmer:innen von Schreibwerkstätten auch auf eine Schreibanregung oder ein Spiel ein, das am heimischen Schreibtisch keine Chance gehabt hätte. Gerade diejenigen, die mit einem gewissen literarischen (und das heißt ja vor allem sprachlichen) Anspruch ans Schreiben gehen, zucken bei kreativen Aufwärm-Übungen oft intuitiv zurück, was ich gut verstehen kann. Ich kenne auch „Schreibspiele“, die ich gruselig finde und nie verwenden würde.

Aber andererseits habe ich die Erfahrung gemacht, dass Kreativität viel mehr als die meisten denken, Übungssache ist. Eher Herangehensweise als Talent. Und dass es gut ist, wenn eine/r mit dem Erfinden nicht bei „Null“ anfängt (ohne jede Anregung vor einem leeren Blatt Papier), sondern sich an Anhaltspunkten orientieren kann. Das kann ein Anfangssatz sein oder die Karten meines Geschichten-Generators oder … ein abgeändertes Stadt-Land-Fluss-Spiel.

Vor Jahren habe ich von einer Teilnehmerin eine Krimi-Variante mitgebracht bekommen, mit den Rubriken: Täter, Mordmotiv, Tatwaffe, Tatort, Fluchtfahrzeug, Todesursache und „Art des Verbrechens“. Diese Kopie fiel mir vor einigen Tagen in die Hände und brachte mich auf die Idee, für die Teilnehmer:innen einer meiner Werkstätten ein weitere Variante zu entwerfen mit den Rubriken:

Name
Beruf
Ort, an dem man sich verstecken kann
ein Ziel oder Wunsch
eine Angewohnheit
etwas Wertvolles
etwas, das eine/r loswerden möchte

Und dann? Dann macht ihr damit, wozu ihr Lust habt. Vielleicht ist gerade jemand in der Nähe und Ihr spielt es wirklich – was den Vorteil hat, dass Ihr nicht so lange überlegen könnt (das ist manchmal ein Vorteil). Vielleicht habt Ihr aber auch Lust, für ausgewählte Buchstaben (die Eures Namens vielleicht) auf die Suche zu gehen. Vielleicht springen Euch dann drei oder vier Worte mit ganz unterschiedlichen Anfangsbuchstaben ins Auge, die einen Erzählimpuls bei euch auslösen. Vielleicht habt Ihr auch Lust, die Tabelle zu zerschneiden und Euch daraus Euren eigenen, ganz individuellen Geschichten-Generator zu basteln – und vielleicht habt Ihr Lust, einen Text zu schreiben über die üblen Überraschungen, die in einer Schreibwerkstatt drohen können …

Wie immer ist alles erlaubt. Ich freue mich auf Eure Ideen, Texte, Varianten!

11 Kommentare

  1. Liebe Jutta! Heute haben wir in einer Werkstatt mit deinem wunderbaren Name-Beruf-Versteck geschrieben, mit 9 schreibbegeisterten Teenagern. Und nicht nur sind ganz tolle Wörterkombinationen entstanden, sondern dann auch zu jeweils einem Buchstaben wirklich tolle, inspirierte, poetische und lustige Texte. Meiner gehörte eher zu den lustigen, aber ich möchte den (immer nachts) jodelnden Joachim in der Jadhütte mit dem gestohlenen Jaguar und der Allergie gegen Eichhörnchen (daraus folgend: Juckreiz) nicht missen. Toll!!!

Ich freue mich über Kommentare!

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