„Christoph ist verschwunden“ – Die wechselvolle Geschichte eines Satzes

Zunächst war es die Geschichte eines Verlustes. „Christoph ist verschwunden“ war jahrelange der erste Satz des Manuskriptes aus dem der Roman „Wiederholte Verdächtigungen“ (Klopfer & Meyer 2015) entstand. Alles mögliche hatte ich verändert (Perspektive, Tempus, Szenen und Figuren), nur dieser Satz blieb und hielt nach meinem eigenen Gefühl „alles zusammen“. Schließlich musste ich auch ihn streichen. Obwohl ich an ihm hing, obwohl es ein richtig guter erster Satz war. „“Kill your Darlings“ nennen das manche und ich habe hier auf dem Blog unter dem Titel „Vom Text zum Buch: Der erste Satz“ davon berichtet. So fing die Geschichte dieses Satzes an.

Wie zum Trost schrieb mir Dorothea zu diesem Beitrag eine kleine, rätselhafte Notiz in das Kommentarfeld: “Christoph Geiger heißt nicht nur Geiger, er ist auch Geiger (…) Christophanfangsundendesätze …“ Das brachte mich auf die Idee, den von mir so geliebten Satz „frei zu geben“, zu verschenken. Und das tat ich dann mit dem Beitrag „Christoph ist verschwunden – literarische Hinweise dringend erbeten„, der so endet: „Bin sehr gespannt, ob und wo ihr Christoph gesehen habt? Hat er vor, wiederzukommen? Wie geht es ihm? Und reden wir wirklich über denselben Christoph?“

Und dann passierte etwas wirklich Wunderbares! Ich erhielt von überall die herrlichsten Hinweise auf Christoph, sogar einen akustischen, den ich immer wieder gerne anhöre – so einen tollen Sound hat diese Schweizer Mundart (hier geht es zur schriftlichen Version)! Die allermeisten Texte, bzw. die Links zu den Blogs, auf denen sie veröffentlicht wurden,  findet ihr in den Kommentaren zu dem Beitrag.

So viel Freude ich an den ganz unterschiedlichen Christoph-Geschichten hatte, bekam ich aber mit der Zeit auch ein wenig Skrupel, denn die „Wiederholten Verdächtigungen“ haben zwei Hauptfiguren: Christoph und Katharina. Dass Christoph nun die ganze Aufmerksamkeit für sich hatte und dann auch noch mit einem schnöden Verschwinden, schien mir nicht richtig. Also fragte ich nach:

“Christoph ist verschwunden – und was macht Katharina? Sucht sie ihn? Hat sie eine Vermutung, wo er stecken könnte? Ist sie vielleicht froh, dass er nun fort ist (das klang ja hier und dort bereits an) oder wenn sie ihn doch vermisst – was macht sie, um sich abzulenken? Und was macht sie, wenn sie gerade nicht über Christoph und seine Aufenthalte nachdenkt – hat sie möglicherweise ein (zweites?) Leben, ganz unabhängig von Christoph?” Auch hierzu gab es schöne Texte, auch diese finden sich in den Kommentaren des Beitrags.

Und dann war eines Tages auch mein eigener Christoph unwiderruflich da – mit dem Erscheinen der „Wiederholten Verdächtigungen“ (hier gibt eine Kritik in Kürze und hier die etwas ausführlichere Version).

Manchmal höre ich oder lese ich jetzt: „Als das mit Christoph war, habe ich leider deinen Blog noch nicht gekannt“ – aber das lasse ich natürlich nicht gelten! „Christoph ist verschwunden“ bleibt eine Einladung zum Schreiben, solange es diesen Blog gibt. Wer Lust hat, an dieser Geschichte weiter- und mitzuschreiben, ist herzlich eingeladen dies auf dem eigenen Blog oder hier zu tun. Ich bin mir sicher, es sind noch allerhand Christophe unterwegs, die uns etwas zu erzählen haben. Lassen wir sie zu Wort kommen …

3 Kommentare

  1. Ich bin erst kürzlich darauf aufmerksam gemacht worden (herzlichen Dank dafür, Dagmar!), dass auf dieser Seite kein Kommentarfeld vorhanden war. Das war das Gegenteil meiner Absicht. Jetzt habe ich den Fehler gefunden – und würde mich auch hier über Rückmeldungen sehr freuen!

  2. Christoph ist verschwunden und Erkan ist unglücklich verliebt und
    das zu Zeiten , als die Grenzkontrollen im Interzonenverkehr in Auf
    lösung begriffen waren – aber die Züge in den Grenzbahnhöfen aus
    fahrplanlogischer Sicht noch interrimistisch , also „so tun, als ob zur
    Grenzkontrolle anwesend zu sein“, an denselben länger halten mus
    sten . In einem dieser IZD´s saß unter anderem eine sehr blasse Per
    son, die auf jenen Erkan so einen unglücklichen Eindruck gemacht
    hatte ; aber was heist „unglücklich verliebt“ – das endet doch immer
    im Chaos , aber Erkan hatte eben die Arschkarte gezogen und wusste
    sowieso nicht , wohin jene Blässe entfleucht war, also womöglich
    überall und nirgends ; und schon gar nicht, daß dieses „überall und
    nirgends“ zur Zeit im D 1466 in Gutenfürst sich befand –
    und da kommt Christoph in´s Spiel – der war nämlich verschwunden
    und als Erkans bester Freund auf der Suche nach jener blassen Per
    son, von der ausser einer dußligen Digitalphotographie nur wenig bekannt war. Ein Taxifahrer konnte sich jedoch erinnern , eine blasse
    Tour zum Bahnhof gefahren zu sein. . .
    Und nu . . .?
    Nebenher wusste Erkan nicht , was Christoph wusste und , weil´s
    so schön war, auch nicht, wo Christoph steckte. Er steckte tief im
    Tal der Ahnungslosen, wie die Dresdner sagen würden ( warum die
    Dresdner – hat mit der DDR zu tun – ein Andernmal erklär ich das
    vielleicht-oder auch nicht …(Grins) ) und fühlte sich zu gar Nichts in
    der Lage…
    Doch dann , der Anruf : Christoph (verrauscht) , Zuggeräusche – wo
    er sei, wisse er nicht
    ————— Fortsetzung folgt ———–
    Freundliche Grüße
    Frank Gottlieb

    1. Liebe Frank, ich freue mich sehr! Über dein Auftauchen hier und dass du den verschwundenen Christoph mitbringst, über die Züge und Erkan und dass auch die Blässe nicht verloren gegangen ist … Ich grüße dich herzlich bis bald! (Gibt es eigentlich einen Eisenbahnergruß?)

Ich freue mich über Kommentare!

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