(12) Geschichtengenerator in Aktion

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Ob John oder Erkan, Clara oder Luise, Tom oder Flo: Heute wird gebeichtet – und zwar die richtig großen Dinger! Vielleicht habt ihr bereits eine Figur, der ein mieses kleines Geheimnis ganz gut täte, vielleicht schnappt ihr einen der herumliegenden Namen oder denkt euch einen aus: wie immer beim Geschichten-Generator ist alles erlaubt.

Als ich kürzlich diese Schreibanregung in einer Werkstatt ausprobierte, in der unverhofft noch ein wenig freie (Schreib)-Zeit war, gefiel mir die Idee, dass das auch eine Alternative zu den „Biographien“ sein könnte, die viele glauben, für ihr gesamtes Romanpersonal aufwändig anlegen zu müssen. Es spricht nichts dagegen (außer die Verlockung, sämtliche darin auftauchenden Informationen später auch im Text unterzubringen) und wer dadurch eine konkretere Vorstellung seiner Figuren bekommt, soll es unbedingt tun. Aber auch das muss man nicht machen und wer es bisher mit schlechtem Gewissen gescheut hat, könnte diese Version der Annäherung an eine Figur einmal ausprobieren.

Und für alle, die Lust haben, „einfach“ einen kleinen Text, eine kleine Skizze zu schreiben: Wer könnte das sein, der oder die da beichtet und wem? Oder ist da vielleicht niemand, der zuhört? Ist einfach gegangen oder war von Anfang an niemand? Ist eine Beichte als Selbstgespräch vorstellbar? Und wie zerknirscht ist die Person? Spielt sie uns etwas vor? Oder war es vielleicht alles gar nicht so schlimm? Oder noch viel schlimmer?

Oft begegne ich in Werkstätten Menschen, die zunächst Hemmungen haben, sich etwas Böses, etwas Fieses oder Gemeines auszumalen. Hier wäre eine schöne Möglichkeit, einmal ein paar Leichen aus dem Keller zu holen – oder in ihm verschwinden zu lassen!

Ich freue mich wie immer auf Ideen, kleine Skizzen und Notizen und wenn die Beichte etwas länger ausfällt, dann soll es mir auch recht sein …

 

40 Kommentare

  1. Guten Morgen,
    es ist kaum zu glauben, dies ist der (12) Geschichten – Generator.

    Ein „viertel Jahr“, im Bann einer Schreibanregung. Faszinierend!
    Wenn ich daran denke, was so neben her geschehen ist, so kann ich von mir sagen: “ Ein Roman“ könnte nicht spannender sein. Vielleicht ist das Leben ein einziger „Roman“, mal schauen.

    Ein schreibfreudiges Wochenende, für mich und alle die hier auf dieser, Deiner Seite, Gast sind.
    Ich möchte es mal sagen dürfen, es macht unendlich viel Freude zu lesen.

    Herzlichst Monika

  2. Nina zupfte ein paar welke Blätter, entfernte Verblühtes, schuf Platz für die Astern, die im Herbst ihre blauen Sternchenblüten über das gesamte Grab ausbreiten würden. Mutter hätte das gefallen, dachte sie. Der Herbst war ihre liebste Jahreszeit gewesen. Und im Garten hätte sie am liebsten nur Blaues gepflanzt. Vor drei Wochen war sie gestorben und seitdem war Nina fast täglich gekommen. Der Tod war eine Erlösung gewesen, die Schmerzen waren zum Schluss zu groß gewesen. „Eine einzige Quälerei. Sie hat die Ärzte angefleht … aber die durften ja nicht …“, hatte ihr Mutters Freundin bei der Beerdigung zugefüstert. Mit ihr hatte die Mutter darüber nicht gesprochen, dachte Nina bitter. Aber das war wieder typisch Mutter.

    Wenn sie sich nach der Grabpflege noch ein bisschen auf eine Bank setzte und die Stille spürte, beobachtete sie die anderen Friedhofsbesucher. Der alte Herr mit den ungebügelten Hosen und der speckigen Jacke, der sich nur mühsam mit dem Stock bewegen konnte, pflegte das Grab neben dem ihrer Mutter. Anschließend kramte er immer umständlich aus einem Beutel eine Tüte mit altem Brot, das er über dem Grab zerkrümelte.

    Mit der Zeit hatte er begonnen, Nina mit einem Nicken zu begrüßen. „Ihre Frau?“, fragte ihn Nina zögernd, als sie beide einmal auf derselben Bank saßen. Der alte Herr nickte. „Luise hat Vögel so geliebt. Stundenlang konnte sie sie beobachten. Sie kannte sich aus, konnte Vogelstimmen nachmachen. Ornithologie hatte sie studieren wollen. Aber der Krieg …“ Er zog ein Taschentuch aus der Manteltasche und wischte über die Augen. „Jetzt streue ich Brotkrümel auf ihr Grab. Schauen Sie mal, da kommen sie schon.“ Und richtig – ein paar Spatzen waren angeflogen gekommen und pickten eifrig.

    „Wie ist sie denn gestorben?“, fragte Nina. Der alte Herr antwortete nicht. In sich zusammen gesunken, starrte er auf das Grab. Nach einer langen Pause antwortete er: „Ich bin schuld.“ Er knetete seine Hände, atmete heftig. „Sie hatte Alzheimer. Erkannte mich nicht mehr. Ich musste sie füttern wie ein kleines Kind, wickeln, nachts ans Bett fesseln, sonst wäre sie im Nachthemd auf die Straße gelaufen. Stundenlang pfiff sie. Amsel, Drossel, Fink und Star … zehn Jahre … zehn verdammte lange Jahre …“ Wieder griff er in die Tüte und warf den Spatzen eine Handvoll Krümel zu. „Ich hab’s irgendwann nicht mehr ausgehalten. Hab sie eingesperrt und bin einfach weggefahren. Als ich nach ein paar Wochen zurück kam, war sie tot.“

    Jetzt weinte er hemmungslos. „Ich habe ihr ein Kleid angezogen und ihr ihren Lieblingshut aufgesetzt, den blauen mit dem breiten blau-weiß gestreiften Band. Sie mochte Hütte. Ich habe ein Hutgesicht, Viktor, hat sie immer gesagt … Der Hausarzt hat nichts gemerkt. Hat den Totenschein ohne Zögern unterschrieben.“ Schwerfällig stand er auf. „Ich gehe zur Polizei. Muss reinen Tisch machen. Hat doch keinen Sinn mehr, das Leben ohne Luise.“

    1. Vielen Dank, finde ich sehr stark! Und irgendwie auch schön, wie Luise und die Hüte wieder auftauchen. Ein bisschen gestolpert bin ich über die „paar Wochen“, vielleicht überhaupt über diese Weise, jemanden sterben zu lassen. Oder hat er vielleicht schon anderes ausprobiert? Erfolglos? Aber vielleicht fehlt mir da gerade auch nur ein bisschen Phantasie … Würde mich sehr interessieren, wie andere das empfinden?

      1. Die „paar Wochen“ finde ich auch zuviel, auch beim Schreiben hatte ich schon ein leises Grummeln. Der Gatte hatte grausige Assoziationen. „Ein paar Tage“ finde ich besser. Wie lange es dauern kann, das Verhungern lassen, weiß ich nicht. Jemanden so sterben zu lassen – ich glaube, das gibt es. Einfacher, als ein Kissen auf’s Gesicht drücken. Und es gibt mehr unentdeckte Morde, als man wissen möchte, habe ich mal gehört.

        1. Gar nicht weit weg von Bremen gab es einen Prozess, das ist noch nicht lange her, da waren ein Mann und seine gerade volljährige Tochter angeklagt, weil sie die Frau/Mutter nach einem Sturz hatten (über Wochen) verbungern lassen. Allerdings waren das in vielfacher Hinsicht vollkommen desaströse Verhältnisse und ich war (und bin noch immer) empört, dass (auch) die Tochter in Untersuchungshaft kam. Aber das ist eine andere Geschichte … Weswegen mir das eingefallen ist: Ich vermute, dass es einfacher ist, etwas „geschehen“ zu lassen, als eine aktive Entscheidung zu fällen. Gerade beschäftigt mich die Frage, wie könnte der Mann diese Tage verbracht haben? Wie sein Verhalten vor sich selbst gerechtfertigt – oder hat er das gar nicht? War er „nur“ verzweifelt? Du siehst, dein Text hat sich sehr in mehr „festgesetzt“ …

          1. Das mit dem „Geschehenlassen“ trifft es wohl, denke ich.
            Ich habe einige Dokus gesehen über Angehörige von Alzheimer-Patienten. Die Belastung ist oft größer als ein Mensch tragen kann. So kann es zu solchen Reaktionen kommen – obwohl man einen Menschen liebt.
            Dass mein Text „nachhallt“, freut mich sehr!

          2. Ja und ja, es ist eine Herausforderung mit einem, an Demenz, erkrankten Menschen zusammen zu leben. Zumal es verschiedene Formen dieser Erkrankung gibt und damit der Verlauf ganz individuell und unabhängig von einander, nicht vergleichbar, sind.
            Wir pflegende Angehörigen geben ein Versprechen „aus Liebe “ aus anerzogenem “ Pflichtbewusstsein “ und kommen in den größten Konflikt. Wir reagieren menschlich, mit denen uns
            zur Verfügung stehenden Emotionen, nur wir können nicht auf Verständnis ( Änderung des Verhalten) der Erkrankten hoffen.
            Zulassen, ist eine der größten Schwierigkeiten, den wir uns stellen müssen / dürfen.
            Zulassen und damit meine ich, mein eigenes Unbehagen zu zulassen. Lernen mit mir in Einklang zu gelangen, um meiner selbst Willen.

            1. Liebe Monika, ich habe gerade auf dem Blog von Perlengazelle, wo der Text jetzt auch steht, einen längeren Kommentar geschrieben, der ebenfalls auf die Angehörigen-Perspektive eingeht, vielleicht interessiert der dich … Viele Grüße und einen schönen Tag!

  3. das packen war schwerfällig aber raus wollte nina aus dem viereckigem kartonleben und ein wahrhaftiges lebensbild von sich machen na da soll sie doch und warum auch nicht hier hört ja eh keiner zu da war doch mehr im lebensabschnitt als victor der auch das nächste mal ein bejahendes nein sprechen wird war es das wert ja erkan war verliebt aber der glaubte das immer und heulte sich dann bei emma um die ecke die den leuten ihre ohren schenkte weil dann wusste sie intime details auf die sie anspielte und prekären situationen nie abgeneigt gern major tom hörte der suchend auf dem plattenteller schlaufen lief und öfter bei flo aneckte das junge und mädchen zugleich und warum auch nicht hier hören eh alle zu und somit zukunftsweisend weil darauf lief doch alles hinaus auf den tag an dem es einfach keine geschlechter mehr gibt und schluss mit lustig und der und die und er und sie und überhaupt und warum pfeift clara immer laut und falsch zu john der baptist schon immer luise’s lieblingsheiliger den sie auf der pilgerfahrt nach soundso als plastikstatue in ihrem strohut nach hause schiffte und warum auch nicht hier hört eh nur einer zu

    1. ach klasse das gefällt mir sehr und wie schön dass sie alle auftauchen mit der möglichkeit hatte ich gar nicht gerechnet und jetzt schon zwei und so überaus gelungen und ich finde auch dass die schreibweise überdies wunderbar präsentiert was da passiert ein reden ohne punkt und komma ich könnte immer so weiterschreiben wenn das nicht eigentlich ein viel zu schönes ende gewesen wäre und weil ich den überflüssigen letzten satz in dieser anordnung nicht streichen kann wiederhole ich den vorletzten einfach was ihn dann wieder zum letzten macht diesen trick werde ich mir merken und gelegentlich auch pauline weitersagen aber jetzt wirklich endlich nochmal hingeschrieben ohne punkt und komma viele dank

          1. und mir hat es spaß gemacht eure texte zu lesen über das einfach drauflosgeschriebene und ich habe mich gefragt wer von diesen ganzen charakteren ich wohl am ehesten bin und dann gleich gedacht dass ich emma nicht bin da ich nicht genügend weiß aber wenn ich das weiß weiß ich ja schon viel ach was weiß ich schon und dann kam ich aber auf clara und ja das passt denn ich kann so gut und laut auf den fingern pfeifen dass ich ne richtige pfeife bin und man mich buchen könnte für konzerte stadien oder demos aber selbst da halten sich dann die leute neben mir die ohren zu aber mir machts trotzdem spaß und dann wollte ich noch anmerken dass ich den tipp von dir jutta den letzten satz zu streichen beim letzten generatortext schon angewandt habe und tataaa das war gut denn der war total überflüssig und wie ich das machen soll dass ich einfach den vorletzten satz wiederhole weil der letzte überflüssig ist das ist mir noch nicht klar aber wenns so weit ist dann wiederhole ich einfach den vorletzten satz weil der letzte überflüssig ist

  4. Ad-hoc. Clara möchte mitspielen und darf nicht, das will aber keiner sagen.

    Als Tom ihr gesagt hatte, Clara könne sehr laut pfeifen hatte Emma das wörtlich genommen und sich dabei überlegen gefühlt, weil zu wissen glaubte, dass er nur eine Ausrede suchte. Du Arsch! hatte sie gedacht und wr stolz gewesen weil man das Wort zu Hause nicht sagen durfte, sie aber mit dem Gedanken genau das ausdrückte was ihrer Eltern ihr vorlebten: So einen intoleranten Typ wie Tom nicht zu tolerieren. Was sollte denn das? Dann pfiff die Neue eben laut, das konnte man doch auf dem Spielfeld sogar gebrauchen. Er wollte die Neue einfach nicht haben.

    Emma schon. Sie hatte auch Viktor im Team gewollt, der war Spätaussiedler, und Florence, die nannten sich Flo und kam aus Kamerun. Erkan, der so was von verliebt in die Mannschaft war, dass er sie bestimmt geheiratet hätte, wenn das gegangen wäre, war schon vor Emma da gewesen. Was sollte dann an einer Neuen, die zufällig gut pfeifen konnte falsch sein?! Tom war ein intolerantes Arsch. Allerdings schwerer zu meiden als Gluten oder Laktose.

    Dann stand Clara plötzlich während des Trainings am Spielfeld. Ein hageres Mädchen mit braunem Pferdeschwanz und einer rosa Sporttasche. Die sah zwar nicht aus als könne sie lauter als üblich pfeifen, aber wer weiß das schon?!

    Emma winkte ihr im Laufen zu. „Ich bin Emma!“ rief sie. „Erkan, Vicki, Flo.“

    „Clara!“

    Wenn Emma das nicht gewusst hätte, hätte sie auch Sarah oder Lara verstehen können, sie hörte nämlich nur die as. Und ein schwaches Stimmchen.

    Nach dem Spiel stand Clara nicht mehr am Feld. Sie saß auf der Tribüne, hatte den Oberkörper nach vorne gebeugt und ließ die Arme über Kreuz an den Knien runterhängen. Sie sah fertig aus.

    „Was hat denn die?“ fragte Emma.

    „Bestimmt Asthma“, meinte Erkan und ging vor Clara in die Hocke. Emma hörte wie er sagte, seine Tante hätte das auch, er wisse was er jetzt machen müsse und wo Claras Spray wäre. Viktor sagt, so wie Clara säße nennen man Kutschersitz, dann bekäme man besser Luft, und Flo nickte, in ihrer Schule wäre ein Lehrer, der das auch mache. Von dem hätte sie auch alles über Anfälle gelernt.

    Clara atmete komisch. Irgendwie pfei…

    Emma sah zu Tom. Der sah überheblich aus. Ich hab doch gesagt, die kann sehr laut pfeifen stellte sie sich vor, dass er sagen wollte. Aber er traute sich nicht. Das machte man nicht, die konnte ja nichts dafür und man musste nett sein und…

    Dann riss Emma den Kopf in die andere Richtung. Sie schämte sich. Die wollte sie auch nicht im Team haben. Aber wenn sie das sagen würde, wäre das wie eine Beichte in der Kirche.

          1. Nur wenn dir ganz langweilig sein sollte bitte. Ernsthaft. Ich habe es angemerkt, jetzt weiß jeder, der es wissen will es sind unabsichtliche Fehler und damit können wir es dann aich belassen. Also wirklich nur wenn dir sehr langweilig sein sollte. Ich vermute, du hast kurz vor einer Lesung (ich kenne leider niemanden in der Ecke, den ich dir schicken könnte) und noch einer ganz andere Dinge zu tun und die gehen eindeutig vor.

  5. Emma, Nina, John, Viktor, Erkan, Flo, Luise, Clara, Tom.

    Nichts, aber auch nichts lief an diesem Tag wie es sein sollte. Es war schon beinahe 20:00h, nur noch eine viertel Stunde, in der sie ihr Make up, ihre Haare und umgezogen sein müsste. Nina bewegte sich wie in Trance, sie funktionierte wie eine Maschine. Automatisch. Es war nicht das erste Mal, dass sie ihren Geburtstag allein feiern musste. Nein, nein, weiß Gott nicht. Im Laufe der vergangenen Jahre, in denen sie mit Manni zusammen lebte, gab es hier und da Umstrukturierungen, bezüglich des gemeinsamen Zusammenseins. Sie war flexibel, kreativ und nicht nachtragend. Eine gute Voraussetzung, um ein eigenständiges, wie auch gemeinsames, partnerschaftliches Leben zu praktizieren. Alles zu seiner Zeit und dafür intensiver. Das war ihr beider Lebens-Motto.

    Bis heute Nachmittag hatte sie daran geglaubt. Sie war sich so sicher. Ihr Vertrauen und der Glaube an eine Freundschaft, unerschütterlich. Nina hätte sich mit Eifer dafür eingesetzt, um glaubhaft zu machen, dass eine freundschaftliche Bindung, zwischen gleichgeschlechtlichen Personen, niemals durch das Verlangen nach dem befreundeten Lebensgefährten, gebrochen wird. Der Partner der Freundin, oder Freund, ist Tabu.

    Nina sah in den Spiegel, der die Innenseite der Kleiderschranktür schmückte. Eine müde, blasse, junge Frau sah sie an. Befremdend glitten ihre Augen von oben nach unten. So nicht…., waren ihre Gedanken, nahm das grüne Kleid aus dem Schrank, sie hatte es für einen besonderen Zweck, nähen lassen und warf es sich über. Sie bedeckte ihr Dekolleté mit einem kunstvoll gearbeiteten Geschmeide auch grünem und heller Jade und zündete sich eine Zigarette an. Die erste nach langen Jahren, nahm zwei Züge und drückte sie wieder aus. Sie schmeckte nicht, alles war so unecht.

    Die Türglocke erinnerte, …die ersten Gäste sind eingetroffen. Noch einmal atmete sie tief durch, dann ging sie in den Eingangsbereich. Luise – ihren eigenwilligen Hut -, noch auf ihren ergrauten Haaren sitzend, keine Anstalten machend ihn abzunehmen, breitete ihre Arme aus und kam mit kleinen tippelnden Schritte auf sie zu. “Nina, ich fühle mich fremd hier “. “ Tantchen, für Dich habe ich einen Sessel bereit gestellt, komm ich zeige Dir den Platz, alle anderen werden sich um Dich scharen “. Du wirst sehen. Es ist an alles gedacht. Sie gingen beide in den Salon. Die Gardine der Terrassentür bauschte beim Betreten des Raumes, auf. Hatte sie die Tür offen gelassen, oder nicht richtig zu gemacht? Eine Frage, die sie sich stellte, in dem Bemühen, die Tür zu schließen.

    Ein Blick in den angrenzenden Garten, ließ sie innerlich erstarren. Manni, stand mit “ Flo“ – Florian-, am Swimming-Pool und gestikulierte. Flo trug eines ihrer Kleider. Das – gelbe- mit der schwarzen Jacke, damit sah sie ihn auch heute Nachmittag in der Käseabteilung, dort teilte er ihr mit, dass er den Zeitpunkt seines Vorhaben, sich einer Geschlechtsumwandlung, zu unterziehen, heute Abend mitteilen wollte. Sie bestärkte ihn, sie wusste wie sehr er von klein auf darunter litt, im falschen Körper zustecken. Er war zwar nicht ihr Kind, aber sie hatte ihn über all die Jahre lieb gewonnen. An der Gestik, erkannte sie die Diskussion und dann hörte sie nur ein platschen und Manni verschwand von der Bildfläche.

    Flo lief aus dem Garten in Richtung Straße und wäre beinahe mit “ Viktor“ zusammen gestoßen, der sich auf dem Weg zum Hauseingang, befand. Manni wird sich schon selbst helfen, dachte Nina und ging nachdem sie die Tür zum Garten geschlossen hatte, zum Hauseigang.

    “ Sag einmal, war das nicht gerade Flo, der mir unten begegnete“…,“ Viktor“ nahm Nina schwungvoll in seine Arme und wie es seine warme, menschliche Art ist, drehte er sie einmal um ihre Achse. ….„Wundervoll“, einfach wundervoll“….

    Nina lächelte. „Danke“. „ Ja “, es war „ Flo“. …. „Nein “! …, da war es wieder dieses… – Nein –
    [Nein, für viele, nicht sofort annehmbare Empfindungen, oder auch Ablehnungen], und du wusstest!? „ Ja“, schon lange! „ So, so, runzelte die Stirn, alles Gute zum Geburtstag“. Ein fester bestätigender Händedruck, bekräftigte, den Wunsch. „Danke, geh schon mal voraus Viktor, ich komme gleich“, wandte sie sich ab und begrüßte die nächsten ankommenden Gäste.

    Im gleichen Zeitraum, legte Nina sich ein wärmendes Cape, ähnlich einer Stola über ihre Schultern, und trat vor die offen stehende Tür. In zweier Positionen schritten die ankommenden Gäste den Weg hinan. Wie zur Schule gehend, Freunde, Kollegen. Sie lachten, nickten mit ihren Köpfen um sich schauend, bestätigend, wertend. Zu was und wessen auch immer.
    Bis zu dem Augenblick, bevor sie Nina die Hand gaben, ein Glas Aperitif entgegen nahmen und sich ihrer Mitbringsel, sowie schützenden Garderobe entledigten. Vorauseilend begleitete sie ihre Gäste in den Salon. Mit den Worten, „meine Tante Luise, Viktor“, verließ sie die Gruppe um noch einmal in die Halle zugehen, da neue Gäste warteten.

    Ihre Verwunderung zeigte sich nicht schlecht, als sie neben „ Erkan“ eine Frau sah, dessen weibliche Rundungen, positive, harmonische, Ästhetik aufwies. Eine „Eva“. Erkan betrachtete sie mit verliebten Augen. – Clara – , er deutete eine hinweisende Handbewegung an, – Nina -.
    …. Das ist „Clara“ sie kann pfeifen, so einzigartig, als hörtest du ein Flötenkonzert [Pfeifenkonzert]. Clara lächelte und das Weiß ihrer Zähne leuchtet. Sie neigte ein wenig ihren Kopf, so als wollte sie seine Aussage mildern. Ihr war es sichtlich peinlich, so hervor gehoben zu werden. Brauchte sie doch das Pfeifen, um ihren Hund zu reglementieren, damit er die kleine Schafsherde, die sie in ihrer freien Zeit, der Semesterferien hütete, bei einander zu halten. Es stimmt schon, eine Schäferin, ist ungewöhnlich, aber in ihrem Dorf, hat niemand Aufsehen darum gemacht. Es ist natürlich, selbstverständlich, alle fassen mit an, unabhängig des Geschlechts.

    Ihre Augen sprachen zu Nina und diese senkte die Lider, so als verstünde sie den Gedanken ihres Gegenübers. Während dessen spitzte Clara leicht ihre Lippen und pfiff „ Happy Birthday“ und noch einmal, dann stimmten alle Gäste mit ein.

    Mit dem Rücken zu ihr stehend, waren zwei weitere Personen, damit beschäftigt ihre Mäntel abzugeben und ihr Präsent auf den Tisch zu stellen. Nina war im Begriff, das Tablett mit den Aperitifs hoch zunehmen und ein Glas anzubieten, als sie in das Gesicht eines der Neuankömmlinge sah. Es war „Emma“. …Emma, mit ihrer Tochter „Lena“, ihrer Nichte. Für einen Augenblick schwankte Nina. Ihre Schwester, sie ist tatsächlich gekommen. Kaum zu hoffen wagte sie es.

    „Nina, ich habe dich auch gesucht, begann diese zu sprechen, aber bei mir verlief alles im Sande“. Ich habe euch so vermisst. John und dich. Dass er nun so krank ist, macht die Freude geringer, aber nicht hoffnungslos. Lass uns auf das Ergebnis der Untersuchung warten, vielleicht wird alles gut. Wir werden einen Spender finden. Ich habe eine Probe abgegeben, dass heißt es wurde eine genommen, auch Lena hat sich bereit erklärt. Vom Labor wollten sie sofort Bescheid geben. Nun heißt es, warten.„John“ wird nicht anwesend sein, ich habe ihn heute Nachmittag noch gesprochen.

    Komm ich zeige dir wer noch gekommen ist, du wirst staunen. Sie gingen in den Salon, der sich gefüllt hatte. „Tante Luise“, hier ist „Emma“ und Lena. Luise versagten die Beine, glaubte sie doch ihre Schwestern, in Emma zu sehen. Sie bezwang ihre Emotionen und umarmte ihre Nicht. Leise sagte sie zu ihnen:“ Wir haben uns viel, sehr viel zu erzählen“.

    In dem Moment kam Tom, Sarah triefend vor Nässe auf den Armen tragend. Einer von Euch war es und sank in die Knie.

    1. Liebe Monika, wie lustig, dass du und mehrere andere diese „Alle Figuren in einem Text“-Variante gewählt hast, die ich garnicht im Sinn hatte. Aber so soll es sein: Alles ist erlaubt und wenn ich gerade ein bisschen den Überblick verliere, dann liegt das sicherlich auch daran, dass ich gerade von der dir gut bekannten „Romanwerkstatt“ komme … Herzliche Grüße!

    1. Liebe Carmen, ich mag diese Emma und die ganze Geschichte mit ihren überraschenden wirklich sehr und auch, wenn ich es aus strategischen Gründen vielleicht nicht erwähnen sollte, aber: Es gibt beim Geschichtengenerator kein “zu spät” … Jede/r kann immer noch, auch zu älteren “Sets” etwas schreiben – und auf dem eigenen Blog ja gleich sowieso, aber manchmal hilft ein bisschen Druck ja auch … Herzliche Grüße! P.S. John hat mir auch sehr große Freude bereitet!

Ich freue mich über Kommentare!

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